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Beitrag vom 14.05.2007
Helen Schneider – Like a woman
Silvy Pommerenke
Manche kündigen es ganz groß an, andere wiederum betiteln es schlicht "Like a woman". Was Helen Schneider hier abliefert, sind zwölf Songs, die sie aus der Feder anderer MusikerInnen...
...adaptiert hat. Großartig! Soviel sei schon vorweg gesagt.
Miss Schneider ist in die Jahre gekommen, und das steht ihr außerordentlich gut! Man hört es auch an ihrer Musik. Sie benötigt schon längst nicht mehr die rauen und lauten Töne von "Rock´n´Roll Gipsy" oder von "Don´t Let Me Be Misunderstood". Dieser veränderte Weg zeichnete sich bereits in der Vergangenheit ab, als sie die Umwege über Kurt Weill, Stephen Sondheim, Charles Ives und als Musicaldarstellerin beim Theater des Westens gegangen ist. Nun hat man das Gefühl, dass sie angekommen ist. Die New Yorkerin sieht sich selbst "wieder am Anfang des Kreises angelangt". Mit Sicherheit ist sie das!
Angefangen hatte es mit dem Preis beim DIVA-Award im letzten Jahr, als sie den Dylan-Klassiker "Just like a woman" interpretierte. Ähnlich wie Patti Smith auf ihrem kürzlich erschienenen Album "Twelve", hegte Schneider den Wunsch, Songs, die sie ihr Leben lang begleitet hatten, neu zu interpretieren. Den Originalen kann dies nur gut tun, zumal sie sie so individuell wiedergibt. Dabei hat sie sich KünstlerInnen wie Lucinda Williams, Leonard Cohen, Tom Waits oder KT Tunstall angenommen. Eine breite Mischung also, die nicht nur auf das letzte Jahrhundert zurückgreift, sondern auch, im Fall von Tunstall, bis in die neueste Zeit reicht.
Helen Schneider hatte sich einem klassischen Klavierstudium gewidmet, bevor sie sich der Rockmusik zuwandte und bei Alfred Biolek ihren ersten Deutschlandauftritt hatte. Der Aufstieg in den Rockolymp kam spätestens 1981, als sie mit dem Album "Schneider With the Kick" die Charts von unten aufrollte. Ende der Achtziger debutierte sie dann im Theater des Westens als Musicaldarstellerin und hatte keine geringere als Hildegard Knef neben sich auf der Bühne.
Und, wie überaus liebenswürdig, die Abschlussworte im Booklet stehen nicht etwa in englisch geschrieben, sondern in deutsch: "Ich umarme Euch... Eure Helen". Da fühlt man sich gleich doppelt angesprochen von der Frau, die eine Zeitlang in Berlin ihr Domizil aufgeschlagen hatte.
Anspieltipps: Gleich der Opener "(You make me feel like) "A natural woman", im Original von Carole King gesungen, präsentiert das Album und Schneiders Stärke in vollem Spektrum: Sensibel, intensiv, mit einer anbetungswürdigen Stimme. Hingegen ist "Essence", originär von Lucinda Williams, so beeindruckend empathisch interpretiert, dass einem glatt die Luft wegbleibt.
Lesen Sie auch das Interview mit Helen Schneider auf AVIVA-Berlin.
Weiterhören: Patti Smith "Twelve" und Joni Mitchell "Tribute to"
Helen Schneider im Netz: www.helenschneider.com
AVIVA-Tipp: Helen Schneider hat eine großartige CD geschaffen, indem sie Rock- und Popklassiker einfühlsam neu interpretiert. Ein reifes Album, das man auch hören kann, wenn man die Originale seinerzeit nicht live mit erlebt hat.
Helen Schneider
Like a woman
Label: edel records GmbH, VÖ: April 2007
EAN: 4029758796122